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Ruhe vor dem Sturm
Während die Menschen
des Inselstaats Kiribati im Pazifik schon dreizehn Stunden vor den Berlinern, Württembergern
oder Niedersachsen auf das neue Jahr 2010 angestoßen haben, mussten die
Uruguayer weitere drei Stunden mit irgendwelchen Beschäftigungen überbrücken.
Aber das war nicht wirklich
schlimm. Das Gartengrün beliebte noch gewässert zu werden, die lebendigen
Alarmanlagen hatten Spaß an Freilauf und einem abkühlenden Meerbad und die
Zugangswege zum Haus wollten zum dritten Mal am letzten Tag des Jahres ob des Nerven
strapazierenden Eukalyptus-Blätterflugs vom Nachbargrundstück gefegt werden.
Nun könnten Sie natürlich
das sinnige Argument einfließen lassen, dass es sich nicht lohnt, so oft zu
fegen, wenn der Wind doch sekundenschnell alles wieder in den Ursprungszustand
versetzt. Aber ich bitte Sie: Wie sieht das denn aus? Und vor allem – was sollen
die Nachbarn denken? Man ist es doch schließlich seinem Geburtsland und den
Klischees schuldig, ein perfektes Entree zum Jahreswechsel vorzuweisen. Sie
haben doch auch den Schneematsch vor Ihrer Haustür trocken geföhnt, die Fenster
noch einmal spiegelblank poliert und den Keller zwischen den Jahren von
Spinnenweben und Asseln befreit?!
Die Feuerwerkverkäufer konnten
in den letzten Tagen ein gutes Finanzpolster für die böllerfreie Zeit anlegen.
An fast jeder Straßenecke, auf den Wochenmärkten, vor den Supermärkten und auch
in privaten Gärten waren unzensierte Geistervertreiber in allen Preis- und
Knallklassen zu erwerben. Am günstigsten boten sie jedoch die Apotheken an, die zwei bis drei Kilometer von
den Hochburgen entfernt beheimatet sind. So hat manch einer sein
Kreditkartenlimit bestimmt bis zum kommenden Winter durch den säckeweisen Kauf
farbenfroher Rauchschwadenverursacher ausgeschöpft.
Nun ist es aber
geschafft. Ein neues Jahrzehnt ist allerorts präsent und wartet auf kreischende
Headlines, Gesetzesänderungen, Steuer- und Preisanhebungen, umsatzmaximierende Grippeformen,
Negativnachrichten, Leistungsminimierungen im Service, Maschendrahtklagen, Skandale,
allgemeine Krisen, verfeinerte technische Errungenschaften und vieles mehr.
Davon habe ich mich
heute überhaupt nicht beeindrucken lassen. Wie es der Neujahrstag nun einmal
so möchte, wurde das Jahr vollkommen entspannt im Garten bei schönstem
Sommerwetter gestartet. Stress und selbst auferlegte Arbeiten blieben demonstrativ
liegen. Zumindest in dem Punkt bin ich ganz sicher: es kommt niemand und
erledigt die Tätigkeiten oder entwendet möglichen Stress. Außerdem muss man ein
neues Jahr,….ähhhh Jahrzehnt behutsam und bedächtig starten, um nicht schon Ende
Januar verzweifelt festzustellen, dass das täglich anfallende und
abzuarbeitende Pensum nicht mehr zu toppen ist…
© VINTAGE
URUGUAY LIFE FIBEL A-Z
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