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DÜTT UN DATT
Während sich in Uruguay alle Wintersünden wieder sichtbar vorwärts bewegen, rollt in Deutschland jedes überflüssige Gramm dankbar unter eine gnädige Gewandungsverhüllung.
Ein Viertel der uruguayischen Gesamtbevölkerung schlemmt täglich Kuchen und Torte und mehr als die Hälfte kann sich dem täglich präsenten Gierteufel nach Keksen und Alfajors nicht widersetzen.
Nun ist das sicher eine Kostenfrage. Schokicreme – ob nun uni gebräunt oder braunweißen im taillenbetonten Glas mit Längssteifen - ist hier als leckerer Aufstrich mit 99 Peso im Wochenangebot um einiges teurer, als beim Discounter in Heidjergülle. Dafür kommt man kalorienfrei 2 x durch die Mautstation, kann sich 12 Liter Kanisterwasser leisten, bekommt eine Hochdruckreinigung für das Zweirad oder sogar, wenn es dann sein muss, mehr als die doppelte Menge Dulce de Leche.
Gut, ein Produkt schmeckt nach Nougat-Nuss-Schokolade und das andere nach Karamell. Aber süß ist beides und die Pfunde purzeln………direkt auf die Hüften.
Schnökerkram scheint jedoch einen infizierenden Nebeneffekt zu haben: Er macht gemütlich. So finde ich weiterhin auf allen möglichen Seiten 1:1 gekupferte Virtuellpassagen aus meiner Feder, die träge Wort für Wort übernommen wurden. Einige dieser Rotmetallschmiedemeister meinen, dass sie ganz schlau vorgehen, wenn sie ihre IP ändern und sich (scheinbar!) über gaaaanz ferne Länder zur Eigentumsübertragung einschleichen. Hilft aber nichts. Ich sehe trotzdem, wer die Kopieromanie ohne Arzt und Apotheker nicht in den Griff bekommt.
Apropos Peso: Uruguay ist in den letzten Monaten teuer geworden. Die Migración hat die Gebühren um fast 50% angehoben, der Zahnarzt berechnet für eine Keramikfüllung 2.500,00 UYU, die Tomaten sind zurzeit echter Luxus, für sechs Tortugas mit Sesam (Milchbrötchen) werden an der Kasse umgerechnet rund 1,50 Euro erbeten und auch die Sportvereine haben ihre Monatsgebühren mehrfach im letzten Jahr angehoben.
Um sich Uruguay leisten zu können, sollte man eigentlich bei IKEA oder HARIBO arbeiten. Immerhin bekommen die Mitarbeiter nicht nur Rabatte auf Eigeneinkäufe, sondern auch noch 100% Weihnachtsgeld. Davon ist dann nach Abzug der künftigen Steuer- und Beitragserhöhungen und der weihnachtlichen Urlaubssperre ein Klappsitz-Januarflug in den uruguayischen Sommer möglich.
Das ist sicher die bessere Alternative, als sich den Angora-Rückenwärmer von Aldi oder Lidl, der ab morgen, bzw. ab nächster Woche für 6,99 Euro auf den Wühltischen zu finden ist, umzuschnallen. Eine ernsthafte Wahl zum Süßwarenhersteller ist ein Job bei Langenscheidt. Dort bekommen Sie nicht nur das erforderliche Wörterbuch in Miniausgabe, sondern auch noch die Spanisch-Deutsch-Großausgabe für den Schreibtisch und als Bonbon 150% Weihnachtsgratifikation.
Wenn Sie nun vermuten, dass nur in Deutschland Weihnachten in diesem Jahr teurer wird, dann irren Sie. Ein ordentlicher Tannenbaum in Zimmergröße kostet in Uruguay zwar keine 70,00 Euro aufwärts, weil seit Jahren das verstaubte Zusammensteckteil aus leicht entflammbarem Grün wieder herhält, aber für dekorative, mechanische und elektrische Weihnachtsdekorationen sind auch hier diesjährig die Preise gestiegen. Da lohnt es sich wieder, die eine oder andere Bastelstunde einzulegen und altbewährte Fröbel- und Monisterne im Akkord zu produzieren.
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