Es ist Sommer! Die Sonne brennt täglich heiß vom tiefblauen Himmel! Die Urlauber aalen sich am Strand und stürmen mittags und abends Restaurants und Fast-Food-Ketten. Menschentrauben schieben sich ab Einbruch der Dunkelheit durch die Straßen, bleiben bei Straßenkünstlern stehen, schlendern an den vielen Ständen der abendlichen Verkaufsstände vorbei und aus einer Fahrtstrecke von normalerweise einer Minute kann jetzt schnell eine halbe Stunde werden.
So manch einer reiht sich nach einer heißen Disconacht oder einem One-Night-Stand mit dem Urlaubsflirt in den frühen Morgenstunden wieder in die Warteschlange vor den Futter-aus-der-Pappbox-Ausgabestationen.
Die Straßen rund um die Zentren der Top-Points werden täglich in der noch angenehmen Morgenfrische von Müll, Papier und Flaschen gesäubert, unterdessen die ersten Gastronomen schon ihre dreimonatigen Jahreseinnahmen für geschmeidige Tageskassen präparieren. Sonnenschirme werden aufgespannt, die Tische gereinigt und mit dem üblichen Zierrat bestückt. Sogar hier werden die Böden einer gründlichen Reinigung unterzogen und die unterbezahlten Putzfrauen wischen mit den One-for-All-Lappen durch die Küchen und Toiletten. Selbst etwas später, wenn die ersten Lieferanten mit dröhnenden Lastern Nachschub bringen, erstolpert noch so manch ein Verlorener verzweifelt den Weg zur Herberge oder dem eigenen Zuhause.
Am Strand sind früh morgens nur einige Angler, wenige Hundebesitzer, Restutensilien liebestoller und/oder grell leuchtender Nächte und Campingstuhlleichen zu finden, die dem Gewicht vormaliger Besitzer beim besten Willen nicht mehr standhalten konnten.
Während in den Ballungszentren die Polizei rund um die Uhr und mit stark aufgestocktem Personal Runde für Runde um die Blocks dreht und auf den Wachen sogar die gerade frisch geschnappten Ganoven schon fast eine „Bediennummer“ ziehen müssen, präsentiert sich die Hauptstadt relativ leer. Zahlreiche Firmen machen jetzt Betriebsferien. Der Januar steht ganz im Zeichen von Urlaub, Dolce Vita, nackter Haut, Sonne und Highlife.
Die globale Finanzkrise konnte dem bunten und spendierfreudigen Treiben nichts anhaben. Die Hotels, Pensionen, Appartements und Privatunterkünfte sind fast vollständig ausgebucht. Daran hat auch nichts die bundesamtlich-statistische Tatsache etwas geändert. Die guten, alten Zeiten, in denen das Leben in Uruguay rund ein Drittel günstiger als in Deutschland war, sind längst vorbei. Die Kaufkraft des Euros ist auf 1,05 im November 2009 geschrumpft und Uruguay/Montevideo ist mit 91,2 % Berlin (100%) dicht auf den Fersen.
Für viele ist der diesjährige Urlaub an Uruguays Küste um einiges kostspieliger. Egal – Urlaub muss sein! Wenn es für die seit Jahren gebuchte Privatunterkunft nicht mehr langt, dann eben auf dem verwucherten Campingplatz.
Ganz anders natürlich im uruguayischen „Westerland“ in Punta del Este. In Versage, Dolce & Gabbana, Ives Saint Laurent oder ein anderes Glitzerlabel aus einem Hauch von Nichts gehüllt (die Black-Card ist oft größer als der Bikini oder der maskuline Badestring), werden nach Massage, Maniküre und Kosmetik einige Stunden auf der Jacht, dem JetSki oder dem Motorboot verbracht und in geselliger Runde Gleichgesinnter bei einem leichten Lunch mit Hummer, Kaviar und eisgekühltem Champagner relaxt. Spät abends trifft man sich selbstredend nach der fünften oder sechsten Umkleidungsparade in der Szene oder schlendert von Spieltisch zu Spieltisch, während in dieser Zeit so manch eine Magnum ihr Leben aushaucht und umgedreht im Eisbad auf schnellen Ersatz wartet.
Stars und Möchte-gern-Sternchen zeigen sich gut positioniert. Autogramm- und Fotojäger kommen voll auf ihre Kosten. Ob Beau der Frauenwelt oder Uschi aus Entdeckt-mich-Dorf: jeder möchte bis zum Sommer 2011 einen unvergleichlichen Eindruck hinterlassen. ;)
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