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7/18/2009

Einwanderungshelfer Uruguay

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Sicherheit vor Gutgläubigkeit
















Das Mütter in einer Person liebevolle Fürsorgerinnen, Hausfrauen und Parkettkosmetikerinnen, Kranken- und Sozialschwestern, Psychologinnen und Erzieherinnen, Animateurinnen und Chauffeurinnen, Pädagoginnen und neben zig anderen Jobs im günstigsten Fall auch noch sexy Ehefrauen und Geliebte sind und sein sollten, hat die Zeit mit sich gebracht.




Auch gibt es Berufe, bei denen sich die Fähigkeiten und Talente überschneiden, sich aber dennoch nicht beißen. Viele Maurer können beispielsweise auch Wände verputzen und tapezieren. Und etliche Friseure haben eine Zusatzausbildung für die Bereiche Maniküre und Pediküre sowie Farb- und Stilberatung.




Aber, um Himmels Willen, welcher Immobilienmakler ist zeitgleich Autofachverkäufer oder Sozialarbeiter? Wohl möglich sogar noch Finanzguru, Schulexperte oder Verwaltungsfachmann??




Früher hieß es immer so sinnig „Wer nichts wird, wird Wirt“. Einige Zeit später wurde diese Aussage erweitert auf „Wer nichts wird, verkauft Versicherungen oder Immobilien“.




Fällt Ihnen etwas auf? Genau diese Gebiete werden primär von all den Menschen gehätschelt und getätschelt, die sich in Uruguay als Einwanderungshelfer anbiedern und verdingen. Sie können und wissen alles. Sie kennen sich mit jeder Besonderheit der individuellen Einwanderung aus, sind medizinische Berater, geben Erklärungen zur Bodenbeschaffenheit ebenso ab, wie zur Bausubstanz bestehender Immobilien.



Auch kennen sie jedes Ihrer Kinder so genau, dass sie hundertprozentig sicher wissen, welche Schule für Ihren Liebling in Frage kommt und vermitteln Ihnen für eine satte Provision nebenbei noch ein Auto mit genauester technischer Beschreibung, damit die Kleinen auch sicher in der Bildungseinrichtung ankommen. Sie können Brot backen, präsentieren sich als Googlehupf-Autoritäten, sind über die Lebensphilosophien ihrer Klientel ebenso umfassend informiert, wie über nationale und internationale politische Entwicklungen und leiern sogar alle Straßennamen des Landes inklusive der Sehenswichtigkeiten in ihren virtuellen Selbstdarstellungspausen á la „Festgemauert in der Erden...“ herunter.




Ich habe Angst vor Genies. Sie sind mir mindestens so unheimlich, wie seinerzeit Anthony Perkins in „Psycho“, Fußwarzen, der seit Jahrzehnten prognostizierte und besungene Weltuntergang oder Altfett für Pommes.



Echt – ich weiß wovon ich rede und gebe es unumwunden zu. Ich hatte irgendwann auch einmal mit dieser Gattung zu tun und war naiv. Ich habe geglaubt, was mir erzählt wurde und musste anschließend für meine Arglosigkeit mehrfach in harter sowie idealistischer Währung bezahlen.




Inzwischen entscheide ich viele Dinge des Lebens nicht ohne (m)einen verlässlichen Anwalt und fahre prima, vor allem kalkulierbar, damit. Wenn es wichtig ist, begleitet er mich Bodyguard mäßig auf Tritt und Schritt, übernimmt die Gesprächsführung und sorgt dafür, dass ich nicht übervorteilt werde. Auch kümmert er sich pedantisch um komplizierte Dokumente, sowie um jene Obliegenheiten, bei denen fachliche Kompetenz zum Ergebnis führt. Diese selbstverständliche, eigentlich normale und vorher fixierte Dienstleistung gewährt er aber nicht nur mir, sondern inzwischen auch einer Reihe anderer deutschsprachiger Auswanderer, die so intelligent sind, meine Anfängerfehler nicht krampfhaft wiederholen zu wollen.



Ich bin keinesfalls unselbständig und von anderen Menschen abhängig. Auch finde ich den Gedanken, mit einer Schrotflinte auf der Veranda im Schaukelstuhl sitzend der Dinge zu harren, die da kommen mögen, vorwiegend putzig, möchte aber meine Zeit grundsätzlich damit nicht vergeuden.




Ende gut, alles gut: ein Haus und ein Auto habe ich trotz auferlegtem Schwarzmagie-Fluch ohne die preistreibende Mitwirkung eines geschmeidigen Allrounders mit mangelnder Berufsausbildung gefunden und die letzten, aber wichtigsten Einwanderungsmodalitäten wurden auf meinen Wunsch zukunftsweisend korrekt und ohne illegale Gefälligkeitsdienste irgendwelcher berufsenthobener Pseudonotare bearbeitet und genehmigt.



Ein gutes Gefühl – jetzt schmeckt der Cappuccino auf der eigenen Terrasse und nach Art des Hauses gleich noch einmal so beruhigend…





@ VINTAGE






P.S.



Kennen Sie zufällig diese Verse?




Der Googlehupf zum Einwanderer sprach:
Es ist doch eine tiefe Schmach,
dass wir einander so sehr gleichen
ich möchte gar nicht von dir weichen.



Der Eingewanderte ein Mann von Tat,
tat worum der Hupf ihn bat
und öffnete den weiten Mund
und zwang den Hupf in seinen Schlund.



So waren zwei in sich vereint,
bis der Hupf erneut erscheint,
am anderen End’ erblickt er Licht
vereint waren beide länger nicht.


* Urheber der Originalfassung unbekannt






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