7/06/2010

Aufrichtung

.




-->
Bleib dir treu,
sooft du dich auch
noch betrügen magst


Diese drei Zeilen (H. Kruppa) passen gut zu den nachdenklichen Posts, die einige Bloggerinnen in den letzten Tagen/Wochen lieferten und bieten einen Grund, um nachzusetzen.

Ebenso wie die Mode, unterliegen auch Einrichtungen und Dekorationen Trends. Waren es unlängst noch die toscanischen Landhausfarben und zwischendurch Blaudekorationen in allen Schattierungen, wird seit einigen Jahren die Farbe Weiß fokussiert. Mal pur, mal mit dezenten Kontrasten, mal verspielt mit Pastellblümchen und auch kombiniert mit kräftigen Grundfarben.

Ganz fanatische Weißfreaks besuchen nicht einmal mehr bisher geliebte Mitmenschen, wenn das Interieur dieser nicht geweißelt ist. Andere wiederum streichen innerhalb einer Nacht ihre 97 Möbelstücke weiß, tünchen die Wände und dekorieren in den frühen Morgenstunden luftig zart. Und die es sich leisten können, drehen eine schnelle Online-Runde und ordern eine komplett neue Vintage-Einrichtung per Express-Lieferung ;).

Warum? Keine Ahnung. Wahrscheinlich um mitreden/mitwohnen zu können oder um nicht altbacken zu wirken oder aus anderen mir unbekannten Gründen.

Als meine Weiß-Aera begann, hatte sie überhaupt nichts mit einem Trend zu tun. Damals beherrschten noch Braun- und Blautöne, schwarze Metallobjekte und farbige Wände die Wohn- und Schlafzimmer. Es hatte etwas mit den Lichtverhältnissen im damaligen Haus zu tun. Durch einen relativ breiten Dachvorsprung wirkten die Räume abgedunkelt und weit kleiner, als sie in Wirklichkeit waren. Um dem entgegen zu wirken, habe ich Weiß als Lichtquelle eingesetzt. Jedoch nicht von heute auf morgen und auch nicht bei jedem Gegenstand, aber über die Zeit immer mehr.

Für mich ist das Leben mit und in weißen Möbeln und Stoffen zur konsequenten Lebensphilosophie geworden, die nun schon gut vierzehn Jahre meinen Weg begleitet, aber erst seit ungefähr acht oder neun Jahren vollprozentig gelebt wird. In der Zeit sind Elemente hinzu gekommen, andere mussten das Feld räumen, wieder andere Dekorationen/Möbel bekamen endgültig einen Weißanstrich und auch Details und Accessoires wurden angepasst. Das meiste davon habe ich peu à peu selber gemacht und oft lagen zwischen den Projekten etliche Wochen. Inzwischen schaue ich nicht einmal mehr, welche Stile und (Kontrast-)Farben die Möbelpäpste vorschreiben, sondern folge stur meinem roten,……ähhh weißen Faden. Und dazu gehört bei mir auch, nicht vintage zu „produzieren“, sondern den Gebrauchttouch mit der Zeit und durch aktive Alltagsnutzung entstehen zu lassen.

Ich kann mir nicht mehr vorstellen, mich in einer anderen Farbe wohlzufühlen, aber Weiß hat auch seine Tücken. Staub und Spritzer sind sofort sichtbar. Blütenpollen auch und alles setzt sich umgehend sichtbar in den Stoffen fest. Schmutzfinger und Hundenasen/-füße hinterlassen den Zwang, noch eine Waschmaschine mehr zu beladen, die vermehrte Wäsche aufzuhängen, zu bügeln und die Prozedur kurzfristig zu wiederholen. Vielleicht empfinde ich es nur so oder bilde es mir ein, aber in „Weiß“ fällt auch Unordnung viel schneller auf und stört die ruhige Harmonie. Bunte Zeitschriften/Bücher? Passen nicht. Ein Korb mit bunter Wolle? Passt nicht. Bastelmaterial vom Vorabend? Passt erst recht nicht….. ;) Also räumt Frau x-mal täglich auf, wischt viel öfter mit einem feuchten Tuch durch den Haushalt, putzt weit häufiger die Fenster und plättet fast täglich Baumwolle, Leinen und Spitzen.

Wer das freiwillig macht, muss schon sehr von der Farbe überzeugt sein und zu allen anderen Spleens auch noch einen riesigen Vorrat gehätschelter und getätschelter Individualität besitzen ;)

Beso

                   Vintage


P.S.: Ich besuche auch Menschen, die nicht oder nicht durchgängig in Weiß eingerichtet sind und hätte ich nur die Hälfte an Möbeln und Dekorationen, wäre ich sicher ebenso zufrieden! ;)

-->

.