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Vor mir liegt noch viel Arbeit. Nein, damit meine ich nicht das Bügeln der nur von einer Seite richtig sichtbaren Wäsche. Beim ersten Fotoversuch stand ich vor der Wäscheleine und die Wäsche war von der weißen Wand kaum zu unterscheiden. ;)
Ich will damit nur andeuten, dass ich den Gartenbereich hinter dem Fondo endlich gestalten möchte. Bei der Übernahme war es eine schäbige und verlotterte Fläche mit hüfthohem „Wildkraut“, Totholz und überwuchertem Sperrmüll. Inzwischen ist das alles verschwunden und der eingesäte Rasen hat sich – dank regelmäßiger Düngung durch die Hunde - recht gut entwickelt. ;) Aber das Stück Garten ist nicht nur zum Wäschetrocknen ideal, sondern könnte auch ein nettes und lauschiges Eckchen werden, da es von keiner Seite einsehbar und von drei hohen und einer halbhohen Mauer umgeben ist.
Meine Idee entspricht allerdings in keiner Weise uruguayischen Gewohnheiten. Viele Uruguayer lieben es, vor dem Haus zu sitzen und alle Bewegungen auf der Straße zu verfolgen. Der größte Anteil der Bevölkerung hat italienische oder spanische Wurzeln. So ist das Leben recht südländisch mit stark europäischem Einfluss geprägt. Vieles dauert extrem lange und einen guten Teil des Tages verbringt man mit Warten. Auf dem Markt, bei Behördengängen, bei der Telefongesellschaft, an der Fleischtheke, im Baustoffhandel… Warten gehört zum normalen Alltag. Daran habe ich mich bis heute nicht gewöhnt und suche nach wie vor nach Möglichkeiten, um diese Zeit abzukürzen. ;)
Hört man von einem Handwerker oder in einer Werkstatt „Mañana!“ bedeutet es keinesfalls, dass die Arbeit morgen erledigt oder etwas am nächsten Tag fertig wird. Die Antwort bedeutet nur, dass heute an der Sache garantiert nicht mehr gearbeitet wird. Der Zeitpunkt zur Arbeitsfortsetzung oder zum Arbeitsbeginn ist in der Aussage nicht vorgesehen.
Das Land hat jedoch viele Vorzüge, die ich sehr schätze. So gibt es keine konstruierten Seuchen oder Panikviren. Winterreifen, Schneeanzüge und Moonboots sind überflüssig. Der Uruguayer vermummt sich dennoch mit Pudelmütze, Schal, dicker Jacke, Handschuhen und zusätzlicher Wollstola ab 15º Grad abwärts und lebt diese „Unkenntlichkeitsmachung“ in den drei „Wintermonaten“, in denen wir Unverwöhnten oft genug und vollkommen entspannt gerade mal zum Sweatshirt oder Pullover greifen oder allenfalls, weil es fies windig sein kann, zum Schal greifen.
Und da das Leben fast ganzjährig draußen stattfindet, werden die Themen Wohnen, Einrichten, Dekorieren und Gestalten nur höchst sekundär behandelt. Viele Einrichtungen sind bunt gewürfelt – nein nicht im Ethno-Style -, zweckgebunden und wenig ansprechend. Aber es gibt landesweit auch traumhaft schöne Häuser mit Einrichtungen, die jedes Herz höher schlagen lassen. Das sind dann die Domizile, die den Weg in die internationalen Hochglanzmagazine schaffen oder sich die Eigentümer von der vorherrschenden „Schöner-Wohnen-Meinung“ nicht beeindrucken lassen.
Upps – jetzt bin ich ganz von meinem Vorhaben, den hinteren Gartenteil aufzupeppen, abgeschweift. Ist aber nicht schlimm, da Uruguay keinesfalls ein „Dritte-Welt-Land“ oder südamerikanisch suspekt oder Slum-geprägt ist. Einige landestypischen Spleens und Marotten dürfen hin und wieder bedenkenlos erwähnt werden.
Auf jeden Fall brauche ich einen stabilen Spaten, Erde, Kies, Steine, Kräuterpflanzen, Büsche, Zink- und Pflanzbehälter und mindestens ein bis zwei Wochen Zeit… mir schwebt eine Art Innenhof vor… Gut, dass ich nicht auch noch ein Domizil für Frösche entwickeln muss – die wachsen hier von ganz allein und mehrjährig ;)
So ähnlich stelle ich es mir vor. Allerdings mit integrierter Rasenfläche und natürlich viel weißer Farbe.
Dieses Bild habe ich vor einigen Monaten in einem Blog – ich habe nicht mehr den Hauch eines Schimmers, wo und bei wem es war – gefunden. Wer den Bildinhaber kennt oder seinen eigenen Innenhof hier sieht, bitte bei mir melden, damit ich eine Verlinkung nachtragen kann.
© VINTAGE
URUGUAY LIFE FIBEL A-Z
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