1/15/2010

Durch die Brille betrachtet


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Erste Hilfe und Bettelei in Uruguay









Die Themen könnten nicht unterschiedlicher sein, hatten aber dennoch komprimiert gestern und heute Einfluss auf meinen Tagesablauf. Wie es der Teufel hin und wieder so will, passiert immer dann etwas, wenn man es so überhaupt nicht vermutet und schon gar nicht benötigt.

Gestern hatte ich einen Einkaufstag. Nein, nein – keine Shoppingtour, sondern eine normale Auffüllung fehlender oder zur Neige gehender Lebensmittel, Drogerieartikel, Tiernahrung und vieles mehr. Allerdings war es erforderlich, dafür nicht nur einen Supermarkt anzufahren, sondern eine Rundreise zu absolvieren und etliche Parkplätze zu nutzen.

Und? …. Auf jedem Parkplatz gleich: kaum hatte ich den Schlüssel aus dem Zündschloss gezogen, standen auch schon Bettler am Auto. Nicht nur Kinder – nein, auch Erwachsene. Und sobald ich meine ablehnende Haltung zum Ausdruck brachte, wurde ich mit einer Flut von Beschimpfungen und Flüchen belegt. Die hinderliche Unsitte fand keinesfalls nur in einem der zahlreichen Badeorte entlang der Küste statt, sondern auch in Montevideo. Und nicht zum ersten Mal.

Diese Form des Gelderwerbs wird also nicht nur in deutschen Großstädten von lästigen Nachahmern praktiziert, sondern stellt ein weltweit Woche für Woche zunehmendes Problem dar und hat rein gar nichts mit Urlaubszeiten, Fest- oder Feiertagen zu tun.

Nun hatte ich mich davon gerade erholt und dachte, ich könnte heute einen  entspannten Waschtag einlegen, ereilte mich das nächste Ungemach.

Der Ablauf eines Großwaschtages ist Ihnen geläufig. Waschmaschine füllen, nach Vollendung des Waschvorgangs die Wäsche aufhängen, neu befüllen und so weiter. Natürlich nicht in Zeitlupe, sondern alles muss hurtig gehen. So habe ich auch von der Waschmaschine den kürzesten Weg zur Wäscheleine gewählt und bin durch eine geschlossene Glasschiebetür, von der ich sicher annahm, sie sei geöffnet, gespurtet.

Die Glasscheibe hat trotz ausreichender Stärke nachgegeben und ist nun kaputt. Ärgerlich! Ich linksseitig auch ein wenig. Nicht schlimm, aber doch so, dass es für besser erachtet wurde, einen medizinisch geschulten Blick darauf werfen zu lassen.

In der nächstgelegenen Poliklinik war gerade nichts los und ich wurde umgehend verarztet. Nun ist es ja immer eine Sache, ob jemand erzählt, er habe gehört, dass ein anderer dieses oder jenes erlebt hat oder ob man selbst ärztliche Hilfe benötigt.

Sicher sind die Polikliniken in Uruguay nicht hypermodern ausgestattet. Vielleicht hinkt es auch an allerorts stationierten Gerätschaften und Apparaturen. Aaaaaaber: die Behandlung und Versorgung war menschlich wie fachlich 1A. Nicht nur, dass sich neben der Ärztin auch sofort zwei weitere Mitarbeiterinnen um meine Wehwehchen liebevoll und zartfühlend gekümmert haben. Es wurde auch sehr schnell, effizient und parallel gearbeitet.

Fazit: wer in Uruguay einen Arzt benötigt, muss wirklich keine Angst haben, unversorgt  oder schlecht behandelt zu bleiben. Nach meiner nun eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich in Deutschland nicht einmal vom langjährigen Hausarzt so human und freundlich betreut wurde. Für diese Erfahrung hat sich meine heutige Stunteinlage fast gelohnt.

Lediglich das Verbandsmaterial ist eine Katastrophe. Luftdurchlässige Pflaster? Fehlanzeige. Ebenso flexible, haltbare Verbandsklebestreifen, Großflächenpflaster und etliches mehr. Auch gibt es keine schönen bunten Ultraleichtstabilisatoren bei Knochenbrüchen oder selbstklebende Stretchbinden zur Ruhigstellung nach  Überbeanspruchung von Gelenken. Schade – wenn es das in Uruguay gäbe, wäre die medizinische Versorgung wirklich perfekt.


© VINTAGE
URUGUAY LIFE FIBEL A-Z



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