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Zeus hat Schuld
Der Unhold ist unberechenbar – der Unhold gehört hinter Schloss und Riegel. Schuld hat er sowieso an allem. Natürlich! – nicht sozialisierbar, exzentrisch und schrecklich egoistisch. Ich spreche übrigens gerade vom Wetter. Herhalten muss es auch für Feststellungen, wie „Europa vereist – Südamerika verbrennt!“ Dass dieser Zufall eigentlich überhaupt nicht überrascht – immerhin ist in Europa jetzt Winter und in Südamerika Sommer – stört weder Geist noch Blitz. Nicht einmal mögliche Gedankenfunken.
Im Gegenteil: aus Angst vor dem Einfrieren des Tastenwerks wird dieses ohne nennhafte Unterbrechung in Gang gehalten, ein Forenbeitrag nach dem anderen produziert und anschließend im Hunderterpack wieder gelöscht. Umgekehrt ist es ebenso: Schweiß treibende Arbeiten werden tunlichst unterlassen und die Wartezeit bis zum nächsten kühlenden Windzug vor der Tastatur verkürzt.
Männer und Frauen – „man“ eben – regen sich über Folgekosten ob der kostenlosen Verteilung der XO-Laptops an Grundschüler in Uruguay auf und machen sich komische Gedanke zum Thema Weiterverwertung und Schwund. Entsprechende Überprüfungen unterbleiben natürlich – dazu ist es viel zu kalt oder zu heiß.
Dann wird plötzlich die Verwunderung darüber, dass in Südamerika viele Mahlzeiten täglich frisch und eigenhändig produziert werden, fokusiert. Selbstverständlich! Denn wenn hier die zwanghafte Mentalität der tiefgekühlten Fertigkonservierungen vorherrschen würde, kämen ja alle Gerichte aufgrund der Hitze schon vorgekohlt in der heimische Küche an. Das stellt echt einen ganz miesen und negativen Punkt an Uruguay dar. Schon um den Eskortservice reibungsintensiv über alle körperlichen Kurven der öffentlichen Anpreisung zu führen und nebenbei nervenstark und Peitschen schwingend Allroundprovisionen auszuhandeln, bedarf es sehr üppiger und kostengünstiger Frischfettpakete von der Fleischtheke. Das freundschaftliche Beilagengrünfutter bleibt Dekoration und dient der Wahrung des TV- und Identitätsscheins.
Ebenso sind die sehr langen Ausharrzeiten ganz entsetzlich. Da war zufällig nachzulesen, dass eine vermeintliche Computerreparatur in Uruguay sieben Tage dauert. Nun denken Sie sicher, dass dies absolut unzumutbar ist. Stimmt – wäre es auch! Aber besagter Computer ist häufig in der „Reparatur“. Und zwar immer dann, wenn besagte Mehrfachidentität aus den Zwischenwelten den Ausgleich der Internetrechnung auf die nächste oder übernächste Woche verschieben muss.
Und wenn ich nun schon über die negativen Seiten sinniere, dann kann auch gleich noch der Punkt „Ausblendung“ mit abgehandelt werden. Was man nicht kennt, das gibt es eben nicht. Manchen ist aber dieses oder jenes bekannt und trotzdem wird vehement die Existenz bestritten, um das persönliche Wohlergehen nicht zu gefährden. Was nicht in den Peso bringenden Grundgedanken passt, wird hierarchisch zensiert. Im Zweifelsfall auch durch Schließung eines kompletten Forums, um wie Phönix aus der Asche mit bier- und whiskeyseligen Ideen der Welt das neue Zuhause der 1-Personen-Großfamilie zu präsentieren.
Um gleich ganz groß raus zu kommen und auf Anhieb die selbstmotivierenden google-Charts zu stürmen, gehören selbstredend im Vorfeld frontenübergreifende Aufmischungen und handgehäkelte Randale dazu. Schläfer werden unsanft geweckt und die foreninterne Post geht so richtig ab. Vormals Unbeteiligte landen in Kräuter-Knoblauch-Butter und werden genüsslich als Opfergabe dargereicht. Und als wenn Deutschland nicht schon genug Schnee seit Wochen hätte, werden auch noch Altschneebällchen in die Zoffereien geworfen. Hauptsache, mögliche Vereitler verziehen sich hurtig. Dafür werden – ob von Nahem oder aus der Ferne – Grenzüberschreitungen billigend in Kauf genommenen, halbherzig zu nächtlicher Stunde Gesetzeswälzer bemüht, Silikonpomelos zum Wackeln gebracht und hauptstädtischen Experten vorübergehend der Schreibtischstuhl überlassen.
Nach erfolgreicher und turnusmäßiger Keilerei beginnt dann der schönste Teil der Aktion: Dinner for One mit Innereien auf Händlerkraut…
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URUGUAY LIFE FIBEL A-Z
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