Straßen in Uruguay
Bekanntlich haben Straßen die Aufgabe, den Nutzer an sein Ziel zu bringen. Die meisten erfüllen ihre Bestimmung. Mal sind die Wege kurz und schmal, mal kilometerlang und breit. Auch die Beläge und sogar die Eigner unterscheiden sich. Jede Zufahrt führt irgendwo hin.
Trotz relativ günstiger Ersatzteilpreise bringt der schnelle Verschleiß so manch einen BMI-starken Uruguayer oder Zugewanderten öfter als gewohnt in kleine finanzielle Engpässe.
Sowohl Autofahrern, als auch Motorradnutzern und Bikestramplern bleibt also nichts anderes übrig, als sich im Slalom zu üben und diese Fertigkeiten vorausschauend zu perfektionieren.
Level 2: Sonntagsverkehr.
Level 3: Straßennutzung in der Dunkelheit.
Level 4: üben bei Gegenverkehr.
Level 5: umfahren der Schlaglöcher während des Berufsverkehrs.
Level 6: Adrinalinausstöße während des Berufsverkehrs bei Dunkelheit.
Es wird schon einen Grund haben, warum Radrennsportler ihre Fahrkilometer gern auf die Mautstrecke verlegen. Natürlich während des fließenden Verkehrs.
Ganz extreme Straßenschäden werden hin und wieder gesichert. Wenn sich allerdings so eine Belagsmalesche direkt hinter einer Kurve auftut, dann hilft nur noch eine Vollbremsung. Ausweichen funktioniert im fließenden Verkehr selten. Abheben und darüber fliegen à la Karlsson aber auch nicht.
Zum Trost sei gesagt, dass es nicht nur die motorisierten Verkehrsteilnehmer trifft. Auch weibliche Fußgänger haben es schwer. Die meisten Uruguayer tragen zwar Sportschuh, Flip-Flops oder unmoderne, dafür trittfeste Halbschuhe. Wer aber passend zum Chic höhere Absätze tragen möchte, muss sich darauf mindestens so gut halten können wie auf Stelzen.
Die Schlaglöcher und Straßenschäden lassen sich ja noch umgehen, aber großflächig gerissener Asphalt, marodes oder großfugig verlegtes Kopfsteinpflaster sowie loses Sand-Kies-Gemisch fordern Tribute von Schuhwerk und Trägerinnen. Die optische Korrektheit wird schnell zum Spitzenlauf.
Stolperfallen auf öffentlichen Straßen können aber auch menschlicher Natur sein. In und rund um Montevideo gibt es zwar Ampelanlagen, aber sie werden meist nur bei dunkelgelb genutzt. Für Fußgänger, Fahrradfahrer und Kleinkrads existieren sie nur zur Dekoration und auch etliche Autofahrer und Motorradbesitzer fühlen sich hochgradig in ihrer Freiheit beschränkt, wenn sie ihre Fahrt unterbrechen sollen.
Apropos Fußgänger und langsame Verkehrsteilnehmer: diese kreuzen ungehindert ohne Wartemoment, dafür oft im Schneckentempo, die Schnell- und Hauptverkehrsstraßen. Da heißt es dann entweder zackiges Ausweichmanöver oder eine sehr gut funktionierende Bremsanlage mit ausreichender Bremsflüssigkeit ohne sonnenbrüchigen Zuflussschlauch.
Für die Herren der Schöpfung sei noch erwähnt, dass Sie sich schon arg bemühen müssen, eine kurzweilige und vor allem erkennbare Vergnügung am Straßenrand zu sichten. Die vormals bekannten Meilen haben sich aufgrund zahlreicher Proteste verlagert und auch der Soforterkennungsfaktor ist fast normaler Bekleidung gewichen.
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